Wann: Samstag, 03. Mai, 17:00 Uhr
Wo: Imkerei Schemel, Berta-Benz-Straße 106 (Gewerbegebiet), 64404 Bickenbach

fhr – Wir konnten uns am Samstag, 03. Mai 2025 über 31 Teilnehmer*innen freuen die pünktlich um 17 Uhr vor der Imkerei Schemel in Bickenbach eingetroffen waren. Bei sonnigem Wetter ging es für uns in den Präsentations- und Schulungsraum der Imkerei. Durch hohe Tannen – die später noch für tiefere Einblicke in die Planung einer Wanderimkerei sorgen sollten – beschattet, startete der Vortrag. Der Chef Holger Schemel persönlich hat sich für uns Zeit genommen!

Nach einer netten Begrüßung unter uns Imkern startete das Programm mit einer Präsentation das Bienenjahres. Da wir uns darauf geeinigt hatten das wir über die Imker-Basics hinweg huschen können, „wir sind ja alle vom Fach, gell“, hat uns Holger immer wieder in die Herausforderungen, Entwicklungen, Fehlschläge und Erfolge seiner Berufsimkerei mit Wissen und Anekdoten mitgenommen:

selbst nie gelerneter Imker „nur angelernter“ – seit 1995 – Tochter komplette Imkerausbildung #vaterstolz – in den letzten 2 Wochen die Hälfte des Jahresertrages eingetragen #raps – bei den starken Völkern in den nächsten Wochen starke Schwarmstimmung – 80% der Honigernte werden im Glas vertrieben – es ist eine reine Wanderimkerei – Eigen-Wachsverarbeitung – Kerzenherstellung – Führungen – 10er Zander gibt 25-30 kg Honig pro Kiste – Bestäubungsdienstleistung – für Weißtannenhonig war 2020 das beste Jahr – 700 Wirtschafts- und Reservevölker – Königinnenzucht – Bienen werden bei der Honigernte abgeblasen in Auffangkiste – Ausblasen erklärt das Tempo bei der Ernte pro Volk 1-1,5 Minuten – keine Bienenflucht wegen dem Zeitaufwand – Akazie bei Berlin gibt im Durchschnitt 20-30kg Honig pro Volk – Transport immer mit offenem Flugloch bei allen Wanderungen – Entdeckelungsstraße ist ein Edelstahlmonster – eigene Mittelwandpresse – Imker in der Produktion ist Landwirt – der Vertrieb ist gewerblich aus steuerlichen Gründen #kaufmann – bei Zander ist Winterfutter die Herausforderungen bei der einzargigen Führung – Ablegerbildung nach der Linde und Kastanie – da ist die Saison herum – Geschenkkörbe mit alerlei Bienenprodukten als Firmenpräsente – Schnaps lässt man brennen – Vermarktungstipps regionales zieht mehr als Bio – für die Honigernte, es muss nicht immer verdeckelt sein – Pflanzen und Blühkunde – der Bienenadler ist kein Reichsadler – Honig-Untersuchung auf Varrozide, Thymol, Oxalsäure und Spritzmittel, die Untersuchungsergebnisse sind bei freiwilliger Kontrolle umsonst, ansonsten kostet das 1.000€ pro Glas – Wann wird gespritzt? Wenn der Verbraucher es nicht sieht! – etc. etc. etc.

Das Tempo, die Informationsmenge, die Erlebnisse, die Fachkunde, die Familie und die Liebe zu dem was er tut, Holger Schemel zu folgen wenn er brennt ist fast unmöglich – aber jede Sekunde war lohnenswert. Daher kann man das auch nur fragmentarisch wiedergeben, das muss man erlebt haben!

Die Schleuderstraße hat er im Detail erklärt mit Sieb, angebundenem Rührwerk, eingebautem Deckelwachsschmelzer. Die Honigzwischenlagerung, das Honigrühren, das Honigauftauen und das Honigabfüllen wie es bei der Imkerei Schemel läuft wurde erklärt. Die Etikettiermaschine haben wir uns angesehen und erfahren warum keine Klebeetiketten verwendet werden – die kriegt man so schlecht ab! Bei der Wiederverwendung der Honiggläser ein entscheidendes Kriterium.

Da fragt man sich was macht die Imkerei Schemel denn nicht und es gibt tatsächlich etwas, Pollengewinnung. Das hat Holger Schemel für sich ausgespart weil ihm in Deutschland zu viel gespritzt wird! Jedes Jahr, nach der Honigernte gönnt sich Holger eine Imker-Reise mit Freunden. Dabei ist er auf einen Imker in Riga/Lettland gestoßen, der in karger Natur mit wenig fruchtbaren Böden und daher wenig Landwirtschaft Pollen sammelt. Seit diesem Zusammentreffen kann man auch „sauberen“ Pollen bei der Imkerei Schemel kaufen – wieder eine Geschichte die mir das Staunen ins Gesicht gezaubert hat.

Nebenbei haben wir die eigene Solaranlage, Holzpelletheizung, den Spülraum, den Lagerraum, die Angestellten und Aushilfen gesehen/kennegelernt – Wahnsinn.

Am Ende bekamen wir noch mal die Möglichkeit im Laden einzukaufen, und das ist echt eine Wucht gewesen. Ich habe mir Kornblumenhonig, Presshonig, und Götterbaumhonig, Perga und Pollen mitgenommen und alles war so was von lecker…

Wer nicht bis Bickenbach fahren möchte, obwohl sich das für den kleinen süßen Laden durchaus lohnen würde, kann das Angebot auch auf dem Mainzer Wochenmarkt am Stand der Imkerei Schemel bestaunen und kaufen (am Schuhhaus Salamander, jeden Freitag und Samstag von 8.00 – 14.00 Uhr).

Die Führung wie wir Imker sie erhalten haben hat den Rahmen einer „normalen“ Führung gesprengt, so sehr glitten wir immer wieder in fachliche/kaufmännische Ausführungen ab, als wir dann dachten wir wären fertig, wurde noch eine Frage gestellt – bämm! Eine knappe halbe Stunde später wussten wir auch wie Holger Schemel Ableger bildet, Varroabehandlung macht und die Völker fertig für den Winter bekommt.

Totaler Information Overload der besten Güte, für mich immer ein Stück Imkerglück wenn Imker übers imkern reden. Ich bin schwer beeindruckt von der fachlichen, kaufmännischen und familiären Leistung des Unternehmens Imkerei Schemel. Ich will das als Hobby-Imker im Detail nicht so betreiben, kann ich auch gar nicht, ich muss ja aber auch nicht vom Honig leben.

Das ist eine völlig andere Welt von Bienenhaltung und Betriebsweisen als man sich das als Hobby-Imker vorstellen kann. Vielen Dank an das Team von Imkerei Schemel für die Führung und an Holger Schemel persönlich für die offene und transparente Einsicht in eine deutsche Berufsimkerei mit unglaublich hohem fachlichen Niveau!