jsr – 30.03.2025 | Auswinterung
10:00 Uhr
Mit 15 Imker:innen schauen wir uns mit Jörg an was bei der Auswinterung zu beachten ist.
Am Sonntag, den 30. März fanden sich 15 interessierte Imker:innen bei Jörg im Garten zusammen, um etwas über die Auswinterung zu lernen. Die meisten Völker hatte Jörg bereits einige Tage zuvor ausgewintert und dabei teilweise herbe Verluste festgestellt. Neben einem Mausschaden waren auch Völker dabei, die komplett leergefegt waren. Die Ursache war nicht eindeutig festzustellen.
Zwei Völker waren so schwach, dass Jörg sich im Vorfeld entschieden hatte sie zu boostern. Dabei wird das schwächere Volk mit einem Absperrgitter auf ein stärkeres aufgesetzt, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Nun war es an der Zeit die beiden Völker wieder zu trennen und zu kontrollieren. Obwohl das Wetter mit 8°C für eine Durchsicht eigentlich etwas zu kalt war, zeigte Jörg uns wie das funktioniert. Zunächst wird der Booster kontrolliert auf Weiselrichtigkeit und ob noch genug Futter zur Verfügung steht. Zu dieser Jahreszeit sollten mindestens 3 Futterwaben im Volk sein, doch auch überschüssiges Futter wird entnommen.
Beim ersten Volk hat das Boostern gut funktioniert. Das geboosterte Volk verbleibt dann am alten Standort, das starke Volk wird einige Meter entfernt aufgestellt. Dadurch sollen zusätzliche Flugbienen das geboosterte Volk stärken.
Beim zweiten Volk gab es ein Problem: das stärkere Volk hatte keine Königin mehr, sie wurde abgestochen. Erkennbar war das an zahlreichen Weiselzellen.
jsn – Zum Boostern von schwachen Völkern hatte ich die Fachberater in Celle angeschrieben und um deren Expertenmeinung gebeten. Hier die Antwort:
Der Vorgang des Boosterns von schwachen Völkern im zeitigen Frühjahr kann durchaus gut funktionieren, das beweist auch eines Ihrer aufgeführten Bienenvölker. Tatsächlich ist aber auch eine geringe Wahrscheinlichkeit da, dass es nicht wie erhofft ausgeht. Ich würde hier kein Verschulden auf Ihrer Seite sehen, auch wenn man über eine Ferndiagnose nicht alles ausschließen kann. Gründe könnten Futtermangel, Kälte, Krankheit, eine höhere Attraktivität einer Königin oder gegenseitiges Abstechen sein. Das Risiko des Verlustes einer Königin ist gegeben und wird auch in unserer Beschreibung im Newsletter stets mit aufgeführt. In so einem Fall werden die beiden Völker unter Beibehalt der übrigen Königin vereint. Dass es in Ihrem Fall die Königin des starken Volkes getroffen hat, ist natürlich erstmal schmerzhafter zu verdauen, aber unterm Strich kommen wir auf das gleiche Ergebnis.
Hier die allgemeinen Tätigkeiten der Auswinterung, die Jörg mit uns besprochen hat:
- Weiselrichtigkeit prüfen: Es sollten alle Stadien von Brut vorhanden sein. Ein sicheres Indiz sind in jedem Fall Stifte von Arbeiterinnenbrut.
- Futterkontrolle: Ist noch genug Futter im Volk? 2-3 Futterwaben sollten die Bienen noch haben. Umgekehrt werden überschüssige Futterwaben entnommen und Mittelwände am Rand des Brutnests eingehängt.
- Drohnenrahmen einhängen: Wenn die Bienen schon Drohnenbrut angelegt haben ist es Zeit die Drohnenrahmen einzuhängen. Diese werden immer an den Rand des Brutnests gehängt.
- Honigraum aufsetzen: Wenn das Volk bereits fleißig Nektar eingetragen hat kann bereits der Honigraum aufgesetzt werden. Aber Achtung! Es kann immer noch zu Kälteeinbrüchen kommen und die Bienen brauchen trotzdem noch das Winterfutter.
Abschließend gab es noch einige Fragen zur zweizargigen Betriebsweise. Jörg hat erklärt wie die Wabenhygiene durch die Entnahme des unteren Brutraums und das Aufsetzten des abgeschleuderten Honigraums funktioniert.
Zudem bildet Jörg mit alten Brutwaben eine „Brutscheune“. Dieses Verfahren reduziert die Varroalast und eignet sich zur anschließenden Bildung von Ablegern.
Ein weiteres Gesprächsthema war, wie man stets einen Überblick über die Völker und ihre Bedürfnisse behält. Jörg hat dazu im Deckel jedes Volks eine Stockkarte, auf der er direkt dokumentiert was er beobachtet hat und was zu tun ist. Außerdem markiert er auffällige Völker indem er den Stein auf dem Deckel aufrecht hinstellt.
Zur Wabenlagerung verwendet Jörg einen Wabenschrank. Auch hier gilt es einiges zu beachten. Im Grunde genommen reicht ein einfacher Schrank, doch der sollte gut belüftet und mit Netzen geschützt sein, damit die Wachsmotte keinen Schaden anrichten kann. Außerdem sollten keine Waben mit Pollen eingelagert werden, da diese leicht schimmeln. Futterwaben sind im Wabenschrank bis zu 1 Jahr haltbar.